Die Grenzbeamtin Tina ist eine bemerkenswerte Erscheinung. Ihr seltsam geschwollenes Gesicht, ihr bohrender Blick und ihre körperliche Kraft verleihen der jungen Frau etwas Animalisches. Tina hat zudem eine besondere Fähigkeit: Sie kann Angst, Scham und Wut anderer Menschen wittern. Ihr Talent macht sich der schwedische Grenzschutz erfolgreich zunutze, um Kriminelle aufzuspüren. Dennoch fühlt sich Tina seltsam fremd unter ihren Mitmenschen und lebt einsam und naturverbunden als Außenseiterin in den Wäldern.
Doch dann begegnet sie Vore, der ihr auffallend ähnlich sieht und bei dem ihre Begabung an ihre Grenzen stößt. Tina ahnt, dass Vore etwas zu verbergen hat. Und doch, unbefangen, wild und erstaunlich frei, wirkt Vore ungemein anziehend auf sie. Tina spürt bei ihm eine Vertrautheit, die ihr bisher fremd war. Als die beiden sich näherkommen, offenbart Vore ihre mystische Herkunft. Aber dieses Wissen bringt nicht nur neue Freiheiten, sondern auch unbequeme Herausforderungen mit sich, denen sich Tina stellen muss.
BORDER ist so mutig und so finster wie ein Märchen nur sein kann. Regisseur Ali Abbasi begeistert mit einer fantastischen Geschichte, die so behutsam wie berührend Grenzen sprengt. Zwischen Identität und Selbstbestimmung gelingt ihm eine hinreißende Fabel, deren raue Magie die Zuschauer gefangen nimmt.
Diese Liebe ist bizarr. Ob Mann oder Frau, Mensch oder Tier - nichts ist eindeutig
"'Was mich interessiert, ist, die Gesellschaft durch die Linse eines Paralleluniversums zu betrachten, und ein Genrefilm ist dafür perfekt', sagt der Regisseur. Ali Abbasi wurde 1981 in Iran geboren und ging 2002 nach Europa, wo er zuerst in Schweden, dann in Dänemark studierte. Sein Spielfilmdebüt 'Shelley' lief im Panorama der Berlinale, 'Border' ist sein zweiter Film. 'Statt als persönliches Drama meiner eigenen Probleme erlebe ich meine Gedanken und Impulse lieber durch einen anderen Körper in einer anderer Welt als meiner eigenen. Ich denke, es ist auch interessant, die Verbindung zum Persönlichen zu durchtrennen und etwas völlig Künstliches zu schaffen', sagt Abbasi weiter. Als Vorbilder nennt er den Surrealisten Luis Buñuel und die Feministin Chantal Akerman - beides Pioniere, die den Raum des Erzählbaren im Kino auf ihre Weise erweiterten. Das gelingt auch Ali Abbasi mit 'Border' auf begeisternde Weise.
Das Überschreiten von Grenzen, das Zusammenführen von Unvereinbarem ist hier Programm - und wird als eine Selbstverständlichkeit inszeniert. Indem der Film die vermeintlich eherne Grenze zwischen Alltagsrealität und mythisch-magischer Wirklichkeit einfach ignoriert, ist er selbst das beste Beispiel dafür, wie aufregend solche Grenzüberschreitungen sein können. 'Border' ist eine Reflexion über Exklusion und Integration. Und über die Loyalität, die sich aus der eigenen Identität womöglich ergibt - nicht immer und nicht für jeden ist die Anpassung an eine Mehrheit der richtige Weg." (Martina Knoben, in: SZ)
Verfasserangabe:
Montage: Anders Skov; Musik: Martin Juel Dirkov, Christoffer Berg; Regie: Ali Abbasi; Schauspieler: Sten Ljunggren, Jörgen Thorsson, Eva Melander, Ann Petrén, Eero Milonoff; Vorlage: John Ajvide Lindqvist; Drehbuch: Ali Abbasi, Isabella Eklöf, John Ajvide Lindqvist; Kamera: Nadim Carlsen
Jahr:
2022
Verlag:
Potsdam, filmwerte GmbH
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